Cornwall und seine Leuchttürme

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Neun Leuchttürme sichern die schroffe Küste Cornwalls und sorgen für einen sicheren Seeweg auf einer der meistbefahrenen Routen der sieben Weltmeere.

Trevose Head Lighthouse steht an der nördlichen Küste nahe bei Padstow. 1847 erbauten Thomas und Jacob Olver of Falmouth den Turm, der anfangs zwei weiße Lichter in die Nacht schickte, kein Nebelhorn besaß und eine Besatzung von zwei Männern in wechselnden Schichten hatte. 1882 wurde das Leuchtfeuer umfassend restauriert, bekam dabei ein rotierendes weißes Licht und die Crew wurde auf drei Männer aufgestockt. 30 Jahre später kam eine weitere Modernisierung hinzu und der Turm sandte nun ein rotes Blitzlicht in die Nacht. Heute zeigt das Leuchtfeuer alle fünf Sekunden ein weißes Blitzlicht, das 25 Meilen weit zu sehen ist. Bei diesigem Wetter ertönt alle 30 Sekunden zweimal das Nebelhorn.

 

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© AdobeStock_258692914 - Trevose Head Lighthouse
Trevose Head Lighthouse

Godrevy Lighthouse erhebt sich auf der Insel The Stones rund eineinhalb Meilen vor der Küste inmitten der See und ist von St. Ives aus gut zu sehen. Während der alljährlichen Sommerfrische sah die junge Virginia Stephen (die spätere Virginia Woolf) des Abends von ihrem Kinderzimmer im Talland House den beruhigenden Lichtfinger. Jahre später schrieb sie ihren Roman „To the Lighthouse“ (dt. „Die Fahrt zum Leuchtturm“). Über die Jahrhunderte waren immer wieder Schiffe auf das Riff gelaufen. Berühmt bis heute ist die Geschichte, die besagt, dass hier nach der Exekution von Karl I. ein Segler mit seinen königlichen Besitztümern strandete und die royalen Kostbarkeiten sehr zur Freude der Anrainer an die Küste geschwemmt wurden. Im Dezember 1854 rauschte der Passagierdampfer The Nile auf die Felsen von The Stones und sank; kaum jemand konnte sich retten. Nach langen Diskussionen wurde 1858 mit dem Bau des oktogonalen, knapp 26 m hohen Leuchtturmes begonnen und ein Jahr später schien­ das erste Licht über die See. Das originale Leuchtfeuer war ein rotierendes weißes Licht samt einem permanent leuchtenden roten Signal unter dem Hauptfeuer. Dieses rote Warnlicht war nur dann zu sehen, wenn ein Schiff nahe genug an die Riffe kam und Gefahr lief, dort zu kentern. Heute ist dieses rote Warnfeuer im Hauptlicht integriert. Alle fünf Sekunden ertönte das Nebelhorn. Anfangs war der Turm in wechselnden Schichten von zwei, ab 1925 von drei Männern besetzt. Schon 1934 wurde Godrevy Lighthouse automatisiert, heute wird es durch regelmäßige Hubschrauberanflüge gewartet. Das Nebelhorn ist nicht mehr aktiv; alle 10 Sek. zeigt sich das weiße/rote Licht, wobei das rote nach wie vor nur dann sichtbar ist, wenn ein Schiff den Riffen zu nahe kommt. Der Lichtfinger erreicht eine Weite von 12 Meilen.

Pendeen Lighthouse wurde 1900 von der Firma ­Arthur Carkeek of Redruth erbaut, ist 17 m hoch und steht auf einer rund 42 m hohen Klippe über dem Meer. Die originale, 2,5 Tonnen schwere Linsenkonstruktion ist nach wie vor in Betrieb und wurde 1926 von Ölbefeuerung auf Elektrizität umgestellt. Ein Notstromaggregat sorgt für die Sicherung bei Stromausfall. Das Licht reicht 28 Meilen weit und zeigt vier Blitze alle 15 Sekunden. Das Nebelhorn, eines der stärksten in Großbritannien, bläst einmal alle 20 Sekunden.

Longships Lighthouse steht auf Felsen inmitten der See 1,25 Meilen vor Land’s End und ist von dort gut zu erkennen. Es ist bereits das zweite Leuchtfeuer auf diesen Riffen, das erste wurde 1795 in Dienst gestellt, von einem gewissen Lieutenant Henry Smith privat finanziert und von Trinity House (der britischen Leuchtturm­Institution) für einen Zeitraum von 50 Jahren gemietet. Doch schon kurz nach der Fertigstellung sah sich Smith außerstande, das Leuchtfeuer permanent aufrechtzuerhalten und Trinity House übernahm die Kontrolle. Dieser Leuchtturm wurde auf der Spitze des größten Felsbrockens rund zwölf Meter über NN erbaut, der Turm war noch einmal zwölf Meter hoch. Bei winterlichen Stürmen brandeten die Wellen derart heftig an, dass die Gischt das Licht fast unsichtbar machte. Also wurde zwischen 1870 und 1873 ein neuer und höherer Leuchtturm erbaut.

 

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© AdobeStock_61326723 - Longships Lighthouse
Longships Lighthouse

Das stoppte die Katastrophen aber nicht; in einer sternklaren Nacht des Jahres 1898 rauschte die Bluejacket direkt unterhalb der Leuchtturmtür auf die Klippen. Das folgenschwerste Desaster trug sich am 18. März 1967 zu. An diesem klaren Tag mit weiter Sicht dampfte der Tanker Torrey Canyon in voller Fahrt mit 17 Knoten auf den Pollard Rock des Seven Stones­ Reef nahe des Longships Lighthouse. Die gesamten 120.000 Tonnen Rohöl liefen aus, verseuchten die englische und französische Küste und töteten in weitem Umfang jedes maritime Leben. Es war der erste Unfall eines Supertankers und niemand wusste geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Tonnenweise wurden Chemikalien ausgebracht, um den Ölschlick zu binden, doch diese erwiesen sich als noch giftiger als das Öl selbst. Mehr als eine Woche nach der Katastrophe ließ die britische Regierung den Tanker bombardieren. Der damalige Premierminister Harold Wilson sah sich das Unternehmen von St. Mary’s aus an, der größten der Isles of Scilly.

Longships Lighthouse strahlt ein zehnsekündiges helles und für weitere zehn Sekunden ein dunkleres Licht aus. Ein rotes Licht ist landwärts gerichtet. Das Leuchtfeuer reicht 19 Meilen weit und das Nebelhorn bläst alle zehn Sekunden.

Wolf Rock Lighthouse liegt acht Meilen südlich von Land’s End auf einem Felsen im Wasser, der für die Schifffahrt schon immer ein tödliches Hindernis darstellte. Bei klarem Wetter ist der Leuchtturm von Land’s End aus zu sehen. Seinen Namen bekam der Felsen im Wasser vom Heulen des Sturmes, das die Seeleute an Wölfe erinnerte. Zwischen 1795 und 1850 wurden viele Versuche unternommen, ein permanent unterhaltenes Feuer auf dem Riff zu installieren. Von 1862 bis 1870 ging man dann den Bau eines Leuchtturmes an. Das war nicht so einfach, denn selbst bei gutem Wetter überspülen die Wellen das Riff. Im März 1862 begannen die Arbeiten, doch konnten in diesem ersten Jahr die Arbeiter nur 22-mal auf dem Felsen anlanden. 1000 Tonnen an Steinblöcken wurden allein für die Basis des Turmes verbraucht, weitere 3300 Tonnen für den Rest. Wolf Lighthouse hat eine Höhe von rund 35 m, das einst ölgespeiste Licht wird seit 1955 durch einen elektrischen Generator betrieben. Der Lichtfinger reicht etwa 23 Meilen weit und zeigt alle 15 Sekunden einen hellen weißen Blitz, ein Nebelhorn ertönt wiederholt einmal alle 30 Sekunden. Gerne wird in Cornwall die Geschichte eines deutschen U-Boot-Kapitäns erzählt, der bei seiner ersten Feindfahrt mit Volldampf am Leuchtturm des Wolf Rock aufrauschte und das U-Boot dabei versenkte.

Tater-du Lighthouse liegt an der Südküste der Penwith Peninsula ein Stückchen nordwestlich von Mousehole und wurde 1965 erbaut. Den Ausschlag dafür gab die Havarie des spanischen Küstenmotorschiffes Juan Ferrer, das am 23. Oktober 1963 am nahe gelegenen Boscawen Point auflief. Elf Menschen ertranken. Die Newlyn and Mousehole Fishermen’s Association wurde daraufhin bei Trinity House vorstellig und forderte die Errichtung eines Leuchtturmes. Viele Tragödien, so die Fischer, seien nur durch ihren rechtzeitigen Einsatz verhindert worden. Für 600.000 £ wurde Tater-du an der Küste unterhalb der Rose­mordres-Klippen errichtet. Von Anfang an war der Leuchtturm automatisiert. Tater-du zeigt drei weiße Lichtblitze alle 15 Sekunden, die Reichweite beträgt 23 Meilen. Ein fixiertes rotes Licht leuchtet über der Linie des Runnelstone Rock. Das Nebelhorn tutet zweimal alle 30 Sekunden.

 

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© AdobeStock_56958209 - Tater-du Lighthouse
Tater-du Lighthouse

Lizard Point Lighthouse an der südlichsten Spitze Englands wurde 1762 erbaut. Von 1619 bis 1623 sicherte ein privat finanzierter Leuchtturm schon einmal die Spitze des Lizard. Das neue, kohlebetriebene Leuchtfeuer ließ Trinity House errichten und vermietete es für 61 Jahre an Thomas Fonnerau. 1812 wurde die Kohle durch Ölbefeuerung abgelöst, 1878 dann übernahm ein Generator die Energieversorgung. Bis 1903 hatte Lizard Lighthouse ein fixiertes Licht, seitdem macht es durch ein Blitzlicht, das 25 Meilen weit reicht, alle drei Sekunden auf sich aufmerksam. Das Nebelhorn gibt alle 60 Sekunden zwei laute Töne von sich.

St. Eddystone Lighthouse steht mit 49 m Höhe auf einem Riff, ungefähr zehn Meilen vor Cornwalls Rame Head. Dieser Leuchtturm, erbaut 1882, gehört zu den bekanntesten der Welt. Schon 1698 wurde hier den Schiffen heimgeleuchtet. Erst seit 1980 wird die Anlage automatisch gesteuert.

St. Anthony’s Head Lighthouse steht an der östlichen Einfahrt zum Hafen von Falmouth und warnt die Schiffe vor dem Black Rock, der im Zentrum der Passage zu den Kaianlagen liegt, sowie vor den sich westlich vor der Küste hinziehenden Manacles Rocks. Zum ers­ten Mal erschien das Licht im April 1835. Bis 1954 war das Leuchtfeuer ölbetrieben, ab dann übernahm Elektrizität die Energieversorgung. Alle 15 Sekunden erscheint ein 22 Meilen weithin sichtbarer Lichtblitz, der einen roten Sektor für die ­Manacles besitzt. Alle 30 Sekunden bläst das Nebelhorn.

Die Kontrolle über die Leuchttürme Großbritanniens hat Trinity House, die Institution wartet 72 Leuchttürme, 13 bewegende Haupthilfsmittel (Leuchtschiffe), 18 Leuchtfeuer, 429 Bojen, 48 Radarfeuer und sieben DGPS-Bezugsstationen. Wer mehr über diese Einrichtung erfahren möchte, findet Informationen im Internet unter www.trinityhouse.co.uk. Einen Besuch im National Lighthouse Museum von Penzance (siehe Kapitel Penwith Peninsula) sollte man ebenfalls nicht versäumen.

Als Urlaubslektüre bietet sich der folgende Band von Bella Bathurst an, der deutsche Titel „Leuchtfeuer“ verschweigt allerdings eine wichtige Information. Im englischen Original heißt das Buch „The Lighthouse Stevenson“; es beschreibt die Familie des Schriftstellers Robert Louis Stevenson, dessen Großvater, Vater und Onkel fast 100 Leuchttürme an die Küsten des Inselreiches setzten und damit Pioniere einer sicheren Seefahrt wurden. Die drei erfanden alles, was es auf diesem Sektor zu entwickeln gab. Nur Robert Louis wollte nicht Ingenieur werden, dafür hat er uns Geschichten und Romane hinterlassen, die noch heute gelesen werden.

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