Geflüchtete schreibt Sprachführer

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© Reise Know-How Verlag Peter Rump GmbH

Es ist ein Mittwochabend im März als die Ukrainerin Olha Ohinska mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Sohn Hals über Kopf ihre Heimatstadt Odessa verlässt. Die anstrengende Flucht vor dem nahenden Kriegsgeschehen endet nach mehreren Tagen schließlich in Ostwestfalen: Die drei finden Unterschlupf bei Markus Bingel in Bielefeld. Eine glückliche Fügung, denn Bingel, geboren in Freiburg und viele Jahre in Polen und Russland zuhause, verbrachte während seines Geschichtsstudiums auch einige Zeit in der westukrainischen Stadt Lwiw (Lemberg), wo er Ukrainisch lernte. Den Ankommenden zu helfen, ist eine Herzensangelegenheit für den Bielefelder Autor und Lektor. Markus Bingel organisiert – nicht nur für Olha Ohinska und ihre Familie – Unterkünfte, Mitfahrgelegenheiten und hilft mit seinen Sprachkenntnissen bei Behördengängen. Die Chemie zwischen der geflüchteten Familie und ihrem Gastgeber stimmt und lässt die drei Geflüchteten etwas zur Ruhe kommen.

Dennoch stellen sowohl Olha Ohinska als auch Markus Bingel fest, dass seine Unterstützung im täglichen Geschehen nicht immer ausreicht:

Um in einer neuen Umgebung anzukommen, muss man kommunizieren können.

So beschreibt die Ukrainerin ihre Erfahrung. Das könne Markus ihr und den vielen anderen Geflüchteten einfach nicht abnehmen. So erwächst aus der Not eine Idee: Einen handlichen Sprachführer Deutsch für Ukrainer:innen zu entwickeln, der auf die Alltagsbedürfnisse der Geflüchteten abgestimmt ist und auch auf kulturelle Unterschiede hinweist.

Als Autor wendet sich Markus Bingel deshalb an uns, den Bielefelder Reise Know-How Verlag, für den er bereits einige Reise- und Sprachführer verfasst hat und trifft auf begeisterte Zustimmung. Bereits im März hatten wir uns als der führende unabhängige Reisebuchverlag in Deutschland mit einer Aktion „Miteinander reden hilft“ engagiert, indem wir das E-Book des Sprachführers „Ukrainisch“ aus seiner Kauderwelsch-Reihe für einen symbolischen Cent zur Verfügung gestellt haben. „Von der positiven Resonanz auf diese Aktion waren wir überwältigt“, berichtet Geschäftsführer Wayan Rump. Die große Nachfrage nach dieser Art der Verständigungshilfe mache deutlich, wie groß der Bedarf sei: „Mit praxisnahen Beispielsätzen sind diese Bücher absolut alltagstauglich für alle, die sich schnell in einer neuen Sprache zurechtfinden möchten“, erklärt Wayan Rump. Für uns als familiengeführter Verlag sei es seit jeher ein Anliegen, zur kulturellen Verständigung beizutragen.

Olha Ohinska gefiel das Sprachführer-Konzept und so verfasste die gelernte Lebensmittelingenieurin gemeinsam mit Markus Bingel nach gleichem Prinzip den Kauderwelsch-Band„Deutsch für Ukrainer:innen“ in ukrainischer Sprache.„Wir setzen auch bei diesem Titel auf das Wort-für-Wort-Prinzip. Einfache Phrasen und Dialoge werden nicht nur semantisch, sondern auch wörtlich übersetzt. Das hat den Vorteil, dass schneller ein Gefühl für die zunächst fremde Sprache entsteht“, berichtet Markus Bingel.

Auf ihr Erstlingswerk ist Olha Ohinska sichtlich stolz. „Die Arbeit mit Markus als erfahrenem Autor und die professionelle Unterstützung durch den Verlag haben es mir leicht gemacht“, erzählt sie. Und das hat ihr das gute Gefühl gegeben, etwas Sinnvolles zu tun. „Ich hoffe, dass das Buch vielen Mitgeflüchteten die Ankunft in Deutschland etwas erleichtert und sich alle schnell einleben im neuen Alltag.“

Hier geht's zum Buch Deutsch für Ukrainer:innen

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